1920 - Pfarrer Memmert
Ein großes Unwetter mit Sturmwind hatte am 14.Januar 1920 die Turmstange so vollständig verbogen, daß sie statt senkrecht wagrecht stand, sogar etwas nach unten hing; auch Turm- und Kirchendach waren teilweise stark beschädigt worden. Die dadurch notwendig gewordenen Instandsetzungsarbeiten nahm Dach- und Schieferdeckermeister Schuster von Ochsenfurt mit seinem Stiefvater Josef Wehr von dort vor. Sie begannen mit der Arbeit am Mittwoch, den 9.Juni 1920 (als eben die Heuernte anfing). Hierbei wurde auch der Turmknopf abgenommen, in dem sich die in den Jahren 1756, 1815 und 1879 eingelegten Urkunden und Münzen in gutem Zustande vorfanden. Zur Ergänzung der früheren Schriftstücke sollen folgende Aufzeichnungen dienen:
Das Deutsche Kaiserreich, von dessen Aufrichtung nach dem ruhmreichen Krieg von 1870/71 die letzte Urkunde mit Stolz erzählte, ist zusammengebrochen und böse, traurige Zeit über uns gekommen. – In 43jähriger Friedenszeit hatte Deutschland einen ungeahnten Aufschwung genommen, insbesondere waren Handel und Industrie dermaßen aufgeblüht, daß sie in der ganzen Welt Geltung und Ansehen und die größten Erfolge errungen hatten. Ein glänzendes Heer und eine achtunggebietende Flotte dienten dem Schutz des Reichs‚ das sich durch den engen Zusammenschluß von 1871 im Innern gefestigt, durch Erwerbung von Kolonien, deren Wert sich zusehends steigerte, auch nach außen vermehrt hatte. Freilich waren, seitdem Kaiser Wilhelm II. nach dem Tod seines Großvaters (Wilhelm I., gest. 9.März 1888) und seines Vaters (Friedrich, Wilhelm‚ gest. 15.Juni 1888) zur Regierung gekommen war, in der äußeren und inneren Politik nicht wenige folgenschwere Fehler gemacht worden. Denn den Mann, dem Deutschland seine Einigung und Größe in erster Linie verdankte, den ersten Reichskanzler Otto von Bismarck, hatte der Kaiser, der „sein eigener Kanzler“ sein wollte, bereits im März 1890 schroff entlassen.
Das aufstrebende Deutschland, das sich durch seine wissenschaftlichen und technischen Leistungen, seine unerreicht guten und billigen Industrieerzeugnisse in friedlicher Durchdringung die Welt für seinen Handel eroberte, wurde dem alten Welthandelsvolk der Engländer vor allem ein immer lästigerer und gefährlicherer Konkurrent, und die kurzsichtige Berliner Politik verstand es nicht, die günstigen Augenblicke in der Geschichte, insbesondere ein Bündnisangebot Englands, für sich auszunützen. So folgte die berüchtige „Einkreisungspolitik“ des Königs Eduard VII. von England, der einen Ring von Feinden um Deutschland zu vereinigen wußte. Die alte französische Rachsucht, die die Niederlage von 1870 nie verschmerzen konnte, der englische Neid, die russische Ländergier führten die gefährlichsten Feinde Deutschlands zusammen, während die mit Deutschland seit 1879 im „Dreibund“ vereinigten Bundesgenossen, Österreich-Ungarn und Italien, immer unzuverlässiger wurden. Österreich, ein unglückseliges Gebilde aus einander ganz entgegengesetzten und zum teil feindlichen Völkerstämmen, wurde innerlich immer morscher; Italien, Österreichs alter Feind, war stets nur mit halbem Herzen beim Dreibund und vermochte mit der Zeit den Lockungen zum Anschluß an die Gegenseite nicht zu widerstehen. Im Innern aber hatte der jüdisch-materialistische Geschäftsgeist‚ die immer schrofferen sozialen Gegensätze, die zunehmende Gottlosigkeit und Sittenlosigkeit die Kraft des deutschen Volkes schon längst untergraben. Einsichtige sahen es schon lange voraus, daß sich die gespannte politische Weltlage in dem Gottesgericht eines furchtbaren Krieges entladen werde. Es bedurfte nur noch eines geringen äußeren Anstoßes, um die Katastrophe herbeizuführen.
Die von feindlicher Seite angestiftete Mordtat von Sarajewo am 28.Juni 1914‚ der der österreichische Thronfolger nebst seiner Gemahlin zum Opfer fiel, bedeutete die Entfesselung des Weltbrandes. Mit 1.August 1914 begann der Weltkrieg, in dem Deutschland Opfer an Gut und Blut gebracht hat wie noch nie ein Volk in der Weltgeschichte. Die glänzenden Taten der deutschen Heere unter der meisterhaften Leitung hervorragender Heerführer (Hindenburg!) setzten die ganze Welt in Staunen und brachten wiederholt und lange Zeit große Erfolge. Aber viel verdarb von Anfang an die unklare und schwächliche deutsche Politik, die den gewaltigen Aufgaben einer solchen Zeit nicht gewachsen war. Die Feinde verstanden durch einen Lügenfeldzug ohnegleichen die ganze Welt, insbesondere die Neutralen, immer mehr gegen Deutschland aufzuhetzen, auch zum Anschluß an die „Entente“ zu bewegen, und so sah sich Deutschland schließlich mehr als 25 Feinden gegenüber. Hatte der Eintritt Italiens (das gleich bei Kriegsbeginn zum Verräter am „Dreibund“ geworden war) und Rumäniens in den Krieg nur wenig gegen Deutschland, dem sich Bulgarien und die Türkei anschlossen, auszurichten vermocht, so bedeutete dagegen Amerikas Kriegerklärung den schwersten Schlag gegen uns. Nun erwies sich auch der Unterseebootskrieg, mit dem man hauptsächlich England zu treffen gesucht und lange Zeit auch hart getroffen hatte, als nicht wirksam genug.
Die völlige Blockierung der „Mittelmächte“ machte in diesen die Lebensmittelnot und die Not an den wichtigsten Rohstoffen zur Erzeugung des Kriegsmaterials immer drückender. Die heimische Landwirtschaft, die man vor dem Krieg nicht immer hinreichend unterstützt und geschützt hatte, und der es nun im Krieg an Arbeitskräften ,Düngemitteln und vielen anderem fehlte, war auf die Dauer kaum mehr imstande, die Riesenheere und das Millionenvolk zu ernähren, die größten Einschränkungen durch immer weitergreifende Rationierung (Lebensmittelkarten, Bezugscheine für Kleider, Wäsche, Schuhe‚ Brennstoffe usw.!) wurden nötig, Kraft und Gesundheit des Volkes gelähmt.
Die Zwangswirtschaft, Beschlagnahme aller einigermaßen wichtigen Vorräte jeglicher Art, der Ablieferungszwang, zuletzt die Enteignung selbst der Kirchenglocken schuf wachsende Erbitterung. Gleichzeitig opferten die Feinde, die militärisch keinen dauernden Sieg über die unvergleichlichen deutschen Truppen zu erringen vermochten, Hunderte von Millionen an Geld, um durch Bestechung und heimliche Agitation, die insbesondere von England aus systematisch betrieben wurde, die Stimmung des durch Not und Unterernährung gedrückten, in seinen Nerven überreizten Volkes zur Verzweiflung zu bringen, während von Rußland her der Bolschewismus mit ungezählten Rubeln die Revolution in Volk und Heer bis ins Kleinste vorbereitete.
Viel zu spät verstand die Reichsregierung die Zeichen der Zeit trotz aller Warnungen, die freilich in der Presse sich nur schüchtern hatten hervorwagen können, da eine allzustrenge Zensur die freie Meinungsäußerung allerorten unterband und durch übertriebene „Stimmungsmache“ erst recht allenthalben Mißtrauen säte. Der Zusammenbruch Österreichs, wo dem alten Kaiser Franz Joseph der ganz unter französisch-jesuitischem Einfluß stehende unfähige Kaiser Karl gefolgt war und die alte Uneinigkeit, Verrat und Schwäche den letzten Rest von Zuverlässigkeit geraubt hatten, ferner verräterische Umtriebe in Bulgarien mußten Deutschlands Stellung im Herbst 1918 von außen um so mehr erschüttern, als dessen eigene Heere seit den großen, aber mit ungeheueren Verlusten erkauften Erfolgen des Frühjahrs und Sommers 1918 den durch Amerikas frische Truppen beständig stärker werdenden Feinden an der Westfront nicht mehr dauernd standhalten konnten. Der politisch sehr verfehlte Friede von Brest-Litowsk mit Rußland hatte eben Deutschlands Ostfront nicht genug entlastet; die Kerntruppen waren längst aufgebraucht, der Ersatz meist zu kurz ausgebildet oder, sei es körperlich sei es seelisch, zu schwach, die gewaltige nationale Begeisterung vom August 1914 in Volk und Heer längst verflogen, der religiöse und sittliche Ernst der ersten Kriegszeit einer betrübenden Gottlosigkeit und Zuchtlosigkeit (Vergnügungssucht, Unsittlichkeit, Kriegswucher, Verrohung der Jugend, Verachtung der staatlichen Autorität, ….) gewichen.
Noch immer wäre es trotzdem möglich gewesen, einen ehrenvollen Frieden zu günstigen Bedingungen zu erreichen; denn die Feinde (mit Ausnahme von Amerika) standen selbst unmittelbar vor dem Zusammenbruch, wie sie selber hernach zugaben. Doch da traf unser Heer der „Dolchstoß von hinten“.
Die planmäßige Hetze feindlicher und einheimischer Revolutionäre hatte in Volk und Heer ihr zersetzendes Gift reichlich genug eingeflößt, daß mit einem mal der Aufruhr in hellen Flammen ausbrach, während die ersten Vorverhandlungen über den Waffenstillstand schwebten und die Berliner Politik – nunmehr bereits von Sozialdemokratie‚ Demokratie und Zentrum bestimmt – mit den „14 Punkten“ des perfiden amerikanischen Präsidenten Wilson sich aufs Glatteis führen ließ. Meuternde Matrosen in Kiel und der jüdische Phantast Eisner in München haben den traurigen Ruhm, Deutschlands völligen Zusammenbruch am 7./9.November 1918 verschuldet zu haben. In wenigen Tagen waren sämtliche deutsche Fürsten gestürzt, die verhetzten Massen rissen die Herrschaft an sich und während das Heer von der Front unter Hindenburgs kräftiger Führung noch mit bewundernswerter Ordnung planmäßig den Rückzug durchführte, setzte in der Etappe und in der Heimat eine wilde Verschleuderung der riesigen Heeresvorräte ein und ein Davonlaufen der Heeresangehörigen, das die geordnete Demobilmachung aufs höchste erschwerte.
Den Wochen der ersten Revolutionswirren und der Heimkehr der Kriegsteilnehmer (die deutschen Gefangenen wurden größtenteils noch ein Jahr lang und mehr widerrechtlich von den Feinden zurückgehalten!) folgten im Januar 1919 die Wahlen. zur deutschen Nationalversammlung und zum bayerischen Landtag, die zwar den revolutionären Parteien nicht die erträumte große Mehrheit brachten, aber immerhin für einige Zeit ihnen ein unheilvolles Übergewicht verliehen. Die „Diktatur des Proletariats“, die Sozialisierung der industriellen und landwirtschaftlichen Betriebe, die Verwirklichung alter kommunistischer Ideen waren unter der Herrschaft der verschiedenen „Räte“ das Ziel der neuen Machthaber. In schrecklicher Verblendung zerstörte man vollends die noch immer hohen Werte, die im Lande vorhanden waren; schamlos bereicherten sich die Führer auf Kosten des Volkes; Raub, Diebstahl, Mord und andere Verbrechen geschahen ohne Scheu; in den größeren Städten und vor allem in den Industriegebieten herrschte nur noch die rohe Gewalt.
Die Regierung im Reich wurde von Sozialdemokratie‚ Demokratie und Zentrum gebildet; Reichspräsident wurde der Sozialdemokrat Ebert, ein ehemaliger Sattler. In Bayern übernahm zuerst Kurt Eisner die Regierung, nach seiner Ermordung am 21.Febr.1919 der ehemalige pfälzische Volksschullehrer Hoffmann, ein Führer der Sozialdemokratie.
Bayern‚ insbesondere München, erlebte im April und Mai 1919 schreckliche Tage blutigen Bürgerkriegs unter der sog. Räte-Republik. Mit Hilfe norddeutscher Truppen und dadurch, daß Franken, vor allem Nürnberg, verhältnismäßig ruhig blieb, gelang es, einigermaßen geordnete Verhältnisse wiederherzustellen. Die beständigen neuen Aufstände und Wirren zwangen die Nationalversammlung, in Weimar, den bayerischen Landtag, in Bamberg zu tagen.
Hatte im November 1918 die Revolutionsregierung den schmählichen Waffenstillstand unterschrieben, so fanden sich auch im Juni 1919 in der Regierung wie in der Nationalversammlung genug Männer, die es über sich genommen, den entsetzlichen sog. „Frieden“ von Versailles anzunehmen. Unter beständigen Erschütterungen vergingen die 1 1/2 Jahre seit Beginn des Umsturzes; besonders ernst und blutig waren die Erhebungen im März 1920, die sogar zu einer zeitweiligen Besetzung weiteren deutschen Gebietes, als im „Friedens“vertrag vorgesehen, durch die Franzosen den Anlaß gaben.
In Bayern trat im März 1920 ein „bürgerliches“ Ministerium an die Spitze unter Präsident von Kahr. Am Sonntag, 6.Juni, fanden für Reichstag und Landtag Neuwahlen statt, die in Reich und Staat eine „bürgerliche“ Mehrheit brachten. Ob aber nun schon mit einer Besserung unserer traurigen Verhältnisse gerechnet werden darf, ist äußerst fraglich, bietet doch schon die Bildung der neuen Regierung die größten Schwierigkeiten. Zudem sind ja Heer und Flotte uns genommen‚ jeder Regierung fehlt zunächst die bewaffnete Macht, auf die sie sich stützen könnte. Die Selbständigkeit der Eigenstaaten ist fast völlig vernichtet, hauptsächlich durch die übertriebene Unitarisierung Erzberger’schen Gepräges, die alle Macht in Berlin zu vereinigen sucht.
Die städtischen Massen einschließlich ihrer höchst verwahrlosten Jugend bleiben das gefährlichste Element im Staat; der Klassenhaß, Zügellosigkeit‚ Roheit, Zerstörungswut feiern wahre Triumphe; die Mißwirtschaft der Kriegshandelsgesellschaften in Berlin‚ das Wucherer- und Schiebertum, die Vorherrschaft vielfach ausländischer Juden und eine überhastete Steuergesetzgebung zusammen mit unsinnig gesteigerter Papiergeldfabrikation beschleunigen Deutschlands finanziellen Ruin. Zugleich legt der Feind immer drückender seine Hand auf unser Volk. Nur Einfachheit, Sparsamkeit und angestrengteste Arbeit können uns retten; statt dessen herrscht Verschwendung‚ Vergnügungssucht (Tanzwut!) und arbeitsscheu in schrecklicher Weise. Eine Erneuerung und Besserung unseres Volkes kann nur aus dem jetzt fast erdrückten Mittelstand und aus unserer zum größten Teil noch äußerlich und innerlich gesund gebliebenen Bauernschaft heraus erhofft werden, eine wirkliche Wiedergeburt nur dann, wenn der christliche Glaube und ein wahrhaft lebendiges Christentum wieder Geltung und Einfluß gewinnt in unserem jetzt zum größten Teil gottentfremdeten Volk. Die Kirche hat unter den Wirren der letzten Jahre gleichfalls schwer gelitten; aus dem öffentlichen Leben, besonders aus der Schule drängt man sie planmäßig hinaus, sucht man ihr doch selbst den Religionsunterricht zu entziehen oder zu erschweren. Die „Trennung von Staat und Kirche“ ist bzw. wird gegenwärtig vollzogen. Im August dieses Jahres soll die verfassunggebende außerordentliche Generalsynode über die Grundlagen beschließen, auf denen unsere bayerische evangelische Landeskirche sich aufbauen soll.
Aus unserer Gemeinde im einzelnen sei Folgendes berichtet: Auernhofen zählt z.Z. 39 Häuser und 192 Einwohner. Die Pfarrei, der es als Tochterkirchengemeinde angehört, heißt seit 1905 Simmershofen statt Holzhausen. 1888 wurde der neue Friedhof vor dem Dorf angelegt, 1889 erhielt die Kirche eine neue Orgel; das Innere der Kirche wurde 1905 erneuert und verschönt. In diesen Tagen soll eine neue Kirchenuhr auf dem Turm Aufstellung finden. Von der Abgabe der Kirchenglocken blieb Auernhofen befreit; während Simmershofen zwei Glocken opfern mußte.
Erster Bürgermeister ist seit 1919 Georg Geißlinger Hs.Nr.8 (Nachfolger von Christian Thorwart), zweiter Bürgermeister Joh.Pfeuffer, Hs.Nr.20; dem Gemeinderat gehören außerdem an: Leonh.Ott (Nr.30), Leonh.Krämer (Nr.3 u. 4), Leonh.Stahl (Nr.22)‚ Gg.Ehemann (Nr.27)‚ Gg.Rückert (Nr.26) und Gg.Haag (Nr.18); dem Kirchenvorstand: Leonh.Ott, Leonh.Krämer, Leonh.Stahl, Gg.Geißlinger‚ Gg.Ehemann; der Kirchenverwaltung: Michael Haag (Nr.13)‚ Michael Emmert (Nr.15), Leonh. Stahl. Stiftungspfleger ist Michael Emmert. Pfarrer in Simmershofen ist seit 1908 Armin Memmert, Lehrer in Auernhofen seit 1919 Konrad Schuh; Dekan in Uffenheim seit 1911 Johannes Zeuch‚ Bezirksamtmann seit 1919 Artur Gestering.
Während des Krieges waren von Auernhofen zum Heere einberufen: 53 Mann, hiervon sind 10 gefallen bzw. gestorben, nämlich: Johann Pfeuffer (Nr.20)‚ Joh.Schmidt (Nr.10), Gg.Büchlein (Nr.9)‚ Heinrich Geißlinger (Nr.8), Leonhard Rabenstein (Nr.36)‚ Joh.Haag (Nr.18)‚ Leonhard Emmert (Nr.15) und die Knechte: Leonh.Krämer, Joh.Gg.Köhnlein‚ Joh.Leonh.Nagel. Vermißt blieb der Dienstknecht Gg.Lohmüller. Zwei waren in Gefangenschaft: Joh.Düll (Nr.11) zweimal in französischer (1914-1916 und 1918-1919). Karl Stahl‚ Leutnant d.R.(Nr.22) in serbischer (1918-1919).
Zur Aushilfe in der Landwirtschaft waren auch in Auernhofen 1915 – 1918 französische und russische Kriegsgefangene verwendet. Das Nähere über die Beteiligung der Gemeinde am Krieg enthält die besondere von Pfarrer Memmert verfaßte Kriegschronik der Pfarrei Simmershofen und die von Hauptlehrer Joh.Schmidt (gest. 1918) geführte Kriegschronik von Auernhofen
Unser schönes Metallgeld, Gold, Silber, Nickel und Kupfer ist völlig aus dem Verkehr verschwunden. Statt dessen haben wir fast nur noch Papiergeld, das beinahe keinen Wert mehr besitzt. Z.Zt. ist die Mark allerdings wieder etwa 16 Pfennig wert (statt 100!); im März war ihr Wert schon bis auf 4 Pfennig gesunken. Kleingeld wird aus Eisen und Aluminium hergestellt. Wegen des Kleingeldmangels haben schon während des Krieges viele Städte (auch Uffenheim) ein Notgeld teils aus Blech, teils aus Papier hergestellt, wovon noch sehr viel im Umlauf ist.
Die Lebensmittel- und sonstigen Preise sind zu einer außergewöhnlichen Höhe gestiegen. Der Zentner Kartoffel soll in diesem Herbst 25 M kosten (vor dem Krieg 2-3 M), der Zentner Weizen 55 M, Korn, Gerste und Haber je 50 M; 1 Zentner Stroh kostet 40, 1 Zentner Heu 20 M. 1 Pfund (= 500 Gramm) Brot 1 M -1,20 M; 1 Pfund Mehl 1,75 M, 1 Liter Milch 75 Pf., 1 Pfund Butter 8 M; 1 Paar Schuhe 300 – 400 M u. mehr, 1 Anzug 500 – 600 M und darüber. In den Städten sind die Lebensmittelpreise natürlich noch viel höher.
Im Herbst 1918 ging eine sehr ansteckende Krankheit durch Europa; in Bayern allein wurden Hunderttausende von ihr (der „Grippe“) befallen; in den Städten raffte sie Hunderte dahin; auch über unsere Dörfer war sie verbreitet, forderte aber hier doch weniger Opfer. Noch immer ist sie nicht ganz beseitigt; bald da, bald dort kommen neue Erkrankungen vor. Seit diesem Frühjahr herrscht nun auch eine schreckliche Seuche unter dem Vieh, eine bösartige Maul- und Klauenseuche, die in kürzester Zeit den Viehbestand ganzer Ortschaften vernichtet. Sie ist bereits auch in unserer allernächsten Umgebung. Gott bewahre uns vor weiterem Unglück!
Mit furchtbarem Ernst lassen alle die Gottesgerichte: Krieg, Aufruhr, Teuerung, Seuchen, Hungersnot, zu denen sich in den letzten Jahren auch Erdbeben, Stürme, Hagelschläge und Überschwemmungen in verschiedenen Landesteilen gesellten, die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes uns erkennen. Möchten doch durch die schweren Heimsuchungen der Gegenwart alle sich zur wahren Buße rufen lassen, daß eine gründliche Bekehrung und Erneuerung unseres Volkes sich durchsetze und eine bessere Zukunft der traurigen Gegenwart folge! Gott sei mit unserer Kirche‚ unserer Gemeinde, unserem Staat und Reich und erbarme sich unser aller in Gnaden!
Simmershofen, den 12.Juni.1920
Armin Memmert, Pfr.
Vorstehendes wurde mit den Urkunden von 1756‚ 1815 und 1879, den bisher beigelegten Münzen und einem von Altsitzer Leon.Schmidt (Nr.12) neugestifteten Einmarkstück (aus Silber) wieder in den beiden alten Blechbüchsen verschlossen und im Turmknopf hinterlegt, nachdem in einer Versammlung in der Ottschen Wirtschaft zu Auernhofen am Sonntag, den 13.Juni, nachm. der Pfarrer die Urkunden und Münzen vorgezeigt und die alten Schriftstücke samt diesem neuen verlesen hatte. Der Turmknopf wurde am Dienstag, den 15.Juni 1920 wieder auf den Turm gebracht.
Memmert