Eine Blumenfreundin

Auernhofen – Unser Dörflein von Frühjahr bis Herbst 1965

Von der Schallstraße abseits ein Dörflein liegt dort
es ist zwar nur ein kleiner Ort
von Bäumen umgeben liegt er ganz versonnen,
doch hat hier manches Werk schon begonnen.

Vom Grubber bis zum Förderband
wird angefertigt von Meisterhand,
was der Landmann braucht so Tag für Tag
wenn er emsig geht seiner Arbeit nach.
Denn wir wollen nicht vergessen,
wer nicht arbeitet soll auch nicht essen.

Draußen bei dem Dorfeingang
Spuren vom Krieg noch mancher sehen kann.
Gehst du dann weiter und im Nu
lächelt dir die „Sonne“ zu.

Im Frühjahr ganz zeitig man hackte und jätete,
dieser und jener auch Grassamen säte,
weil doch am 9. Mai
das Fest der Siebner kam herbei.

Herr Gockel, Kückenvolk und Hühner
sind hier keine treuen Diener.
Was man erreicht durch Schweiß und Müh,
das machen sie ganz klein, und wie!
Ein Herr rief da gelassen zu:
schlagt tot die Viecher dann ist Ruh.

Die Viecherlein tun einem leid
und mit dem Nachbarn gäb es Streit.
Das ganze Federvolk Geflügel
gehört jetzt hinter Schloß und Riegel.
Ein altes Sprichwort offenbar
macht sich in diesem Sinne wahr
„Was du nicht willst das man dir tu,
das füg‘ auch keinem andern zu.“

Am 9. Mai schon früh am Morgen,
da gabs noch manches zu besorgen.
Die Musik die ging voraus,
dann begann das Fest im Gotteshaus.
Von weit her sind sie heut gekommen
und haben hierin Platz genommen.
Doch reichten die Sitze längst nicht aus
und mancher ging wieder nach Haus.

Das Wetter war halt gar nicht schön,
das wollte man nicht recht verstehn.
Das Dorf war geschmückt mit vielen Flaggen
und der Sturm ließ eine knacken.

Schön ist es bei uns, das muß man sagen,
fast jeder hat dazu beigetragen.
Fast auf jeder Fensterbank
ein Kasten mit bunten Blumen stand.
Und fragte man hier und da herum,
hieß es, hier ist Dorfverschönerung.

Viel Linden grüßen mit stolzem Gebaren,
sie wurden gepflanzt vor 30 Jahren,
und leise flüstern sie Euch zu,
setzt Euch zu uns, hier findet ihr Ruh.

Wenn wir jetzt Dorfeinwärts gehn,
können wir saubere Höfe sehn.
Der Platz vor den Häusern ist jetzt leer,
Pfüge und Eggen sieht man nicht mehr.

In des Dorfes Mitte das Kirchlein steht,
die Glocken rufen zum Gebet.
Das Kriegerdenkmal steht daneben,
für die, die für uns gaben ihr Leben.
Die Blumen, die man hier gesetzt,
werden mit mancher Träne genetzt.
Und jedes Jahr zum Dank hier verweilt
am Heldengedenktag die ganze Gemeind.

Die Mauer die neue, das schmiedeeiserne Tor,
ist doch viel schöner als das alte zuvor.
Auf der Mauer, der Übernächsten,
stehen Tonschalen mit Glockengewächsen.
Petunien, Geranien, wie sie alle heißen,
sie alle ihre Schönheit preisen.

Und in dem Garten nebenan
die schönsten Stauden man sehen kann.
Die Rose der Blumenkönigin
dort steht in einem andern drin
und in dem reichen Blumenflor
tut sich ein Fachwerk mit Wappen hervor.

Wenn wir ein Stücklein weitergehn
sieht manchen Neubau man erstehn,
noch ein paar Schritte und zugleich
des Dörfleins Schmuckstück ist erreicht.

Draußen in dem Wiesengrund
tut sich ein neuer Garten kund
und nächstes Jahr werden voll Entzücken
seine Blumen unsere Kirche schmücken.

Wo einst die muntere Gänseschar
gebadet sich im Wasser klar,
ist jetzt ganz verdeckt
ein langer Bau sich dort erstreckt.

Wie stehn die Espen so stolz vorm See,
Vorsicht ihr Kinder, geht weg oh weh!
Der Straße entlang die Sträucherpracht
müßt sehn ihr wenn wieder der Frühling erwacht.
Hier drinnen singt manch Vöglein sein Lied
wenn Goldregen und Flieder blüht.

Zu den Fenstern und Gärten lenkt euren Blick,
wie freundlich sie alle sind ausgeschmückt.
Daß Höfe und Straßen am Samstag gefegt,
darauf wird hier großer Wert gelegt.

Und nun kommen bei unserem Gang
wir am letzten Hofe an.
Auch hier eine reiche Blumenzier
des Dorfes Oberhaupt wohnt hier.

Eines Morgens kam die Kunde
Herr Pachtner hat sich eingefunden
und mit noch anderen Behörden
den Blumenschmuck jetzt zu bewerten.
Mit Punkten hält man da die Wahl,
wer hat wohl die höchste Zahl.

Nun ist man gespannt, wenn der Preis wird verteilt
und wo der größte Gewinn hineilt.
Ein jeder kann nicht der erste sein,
das sehen ja wohl alle ein.

Bekomme ich auch keinen Preis
deswegen ich bestimmt doch weiß,
daß in dem Jahre 66
die Blumen blühn wieder in meinen Kästen.
Und allen rat ich wiederum:
Bleibt bei der Dorfverschönerung.

Eine Blumenfreundin.